In seinen 2016 erschienenen Buch „Refraiming Catholic Theological Ethics“ fordert der Brüsseler Moraltheologe Josef Selling, die katholische Moraltheologie müsse grundsätzlich neu ausgerichtet werden. Er kritisiert insbesondere die Ausprägung als Gebots-und Verbotsethik, die sich auf einzelne isolierte Handlungsweisen beziehe. Demgegenüber schlägt er eine neue Bewertung der Handlungskontexte und eine Aufwertung der Tugendethik vor. Selling situiert sich in kritischer Bezugnahme zu moraltheologischen Entwicklung seit dem Zweiten Vatikanum und kritisiert insbesondere die Enzyklika Veritatis Splendor (1993). Kern seiner Argumentation ist auch eine neue Interpretation des Thomas von Aquin. Im Seminar lesen wir Auszüge von Sellings Buch, gehen seiner Thomas-Interpretation kritisch nach und fragen uns schließlich, wie weit seine Neuausrichtung trägt. Das Seminar richtet sich an alle moraltheologisch Interessierten, die einen Blick in die Tradition nicht scheuen, aber grundsätzlich der Frage nachgehen möchten, welche Gestalt die Moraltheologie heute annehmen sollte.