„Did Europe exist before 1453?“ Mit dieser provokanten Gegenfrage richtete sich der Europaforscher Wolfgang Schmale (*1956) - in einem Kapitel seiner Monographie ‘Geschichte Europas‘ aus dem Jahre 2001 – an den Historiker Peter Burke (*1937). Burke hatte nämlich bereits 1980 die Frage in einem Aufsatz gestellt: „Did Europe exist before 1700?“
Obwohl die Merkmale der kulturellen wie geistigen Wurzeln Europas historisch wie kulturell gesichert zu sein scheinen, herrscht Uneinigkeit darüber, ab wann man von einem eigenen Europabewusstsein sprechen kann.
Burke sah diesen Zeitpunkt am Beginn der Aufklärung. Schmale und andere aktuelle Europaforscher nennen den Fall von Konstantinopel 1453. 
Einem Großteil dieser jüngeren Forschungsbeiträge gemeinsam ist die Tatsache, dass man sich auf gerade eine epochenübergreifende Gestalt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit sowie den Gelehrtenkreis um ihn beruft: Der Humanisten und späteren Papst Pius II., Silvio Aeneas Piccolomini (*1405; †1464).
Spätmittelalterexperten wie Johannes Helmrath (*1953) nennen ihn sogar den „Vater des modernen Europagedankens“.
Das Seminar beschäftigt sich mit der Entstehung des modernen Europadiskurses im Kontext des Falls von Konstantinopel und um die Person Pius II. sowie den unmittelbaren Gelehrtenkreis um ihn. Wie sich zeigen wird, diente die Konkurrenz durch die Osmanen – die nach Europa drängten – dabei als „Wetzstein der europäischen Identität“, wie Hemrath es nennt.