In diesem Hauptseminar werden die Studierenden selbst als Forscherinnen und Forscher tätig.
Gegenstand der Untersuchung ist die Beobachtung, dass mit der Gründung des Bistums Limburg im Jahr 1827 ein Prozess der Identitätsbildung begann, der bis dato zu wenig mit den neuesten Forschungsansätzen analysiert wurde: Aus lokalen Traditionen und einer Abgrenzung gegenüber den umliegenden Bistümern suchten die diözesanen Verantwortlichen danach, wer man überhaupt sei und für was man – theologisch und kirchenpolitisch – stehe. Im Bistum Limburg – hierin ist sich die bisherige kirchenhistorische Forschung einig – wurde diese Identität vor allem nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil dahingehend dynamisiert, dass sich die Diözese an der Lahn in einer Abwehrhaltung im Kampf gegen Rom bzw. das Papsttum verstand. Verschiedene Umstände und Kontroversen führten im 20. Jahrhundert zunehmend zu einem Gegenüber von Limburg und Rom. Die Kommunikation, die sich in diesen Jahrzehnten zwischen Römischer und Limburger Kurie entwickelte, ist dabei antagonistisch: Rom nahm die Standpunkte Limburgs als Bedrohung für die Katholizität und die päpstliche Zentralisierung wahr, während Limburg den Autoritätsanspruch Roms als Einschränkung und Einmischung in territorialkirchliche Entscheidungen und Fortschritte verstand.
Die Studierenden sollen die ausgewählten Quellen auf konfliktive Kommunikation bzw. Kommunikation von Bedrohungen untersuchen. Das heißt, dass Muster, Argumentationsstrukturen, wiederkehrende Bilder und Vergleiche herausgearbeitet werden und auf dieser Basis die Frage nach der Art der Bedrohungskommunikation analysiert werden soll. Die einzelnen Untersuchungen der Studierenden können dann am Ende zeigen, ob die Kommunikation zwischen Limburg und Rom im Laufe der Jahrzehnte Kontinuitäten, Brüche oder Transformationen aufweist.
Nach drei einführenden Sitzungen zur Diözesangeschichte und zur Quellenkunde wird der übliche Rahmen universitärer Lehre verlassen: Im Diözesanarchiv Limburg werden die Studierenden einmal zusammen mit der Seminarleitung und dann in Eigenverantwortung einen ausgewählten Quellenbestand auf die übergeordnete Fragestellung des Seminars hin analysieren.
Zu Beginn des neuen Semesters sollen die Studierenden ihre Ergebnisse nicht nur in einem Forschungskolloquium öffentlich präsentieren, sondern entlang eines vorgefertigten Rasters die Ergebnisse ausformulieren, die dann in einem zu verlegenden Studienbuch (Aschendorff Verlag Münster) publiziert werden. Auf diese Weise schaffen Studierende für Studierende ein Lehrbuch für die universitäre Lehre.
Dieses Lehrforschungsprojekt steht den Studierenden der Katholischen Theologie als Hauptseminar und jenen der Evangelischen Theologie sowie der Geschichtswissenschaften als Übung offen- Trainer/in: Barbara Wieland