Moderne Gesellschaften rechnen mit einer Vielfalt von Religionen und Weltanschauungen, die sie respektieren und rechtlich schützen. Zugleich müssen dieser Vielfalt vernünftige Grenzen gesetzt werden, damit der kulturelle Pluralismus nicht zu politischer Gewalt und sozialer Ungleichheit führt. Wie wohl kein zweiter politischer Philosoph hat John Rawls versucht, Grundlagen und Kriterien eines solchen „vernünftigen” Pluralismus zu entwickeln. Rawls‘ Konzept eines „politischen Liberalismus” hat nichts von seiner Bedeutung verloren; es gewinnt angesichts aktueller Debatten über das Verhältnis von Religion und Politik vielmehr wieder an Bedeutung.