Die grassierende Klimakrise kann nicht nur als politische, ökonomische und technische addressiert werden, sondern sie ist auch eine soziale und kulturelle Krise. Sie lässt ganz grundlegende Selbst- und Weltverhältnisse sowie Organisationsformen nicht unberührt. Aufgrund ihres Status als Megaorganisationen mit bedeutendem ökonomischen, politischen, sozialen, kulturellen und ideologischen Einfluss sind auch Religionsgemeinschaften in den Blick der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel gerückt. In den Religionsgemeinschaften finden sich auf verschiedenen Ebenen Kooperationen, Initiativen und Aufrufe zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz, aber auch Zurückhaltung und Opposition. Religionsgemeinschaften stehen also in unterschiedlichen und ambivalenten Verhältnissen zur Thematik Klimawandel und Ansätzen seiner Bearbeitung, nicht zuletzt mit der Kritik der Anthropozentrik zumindest an den abrahamitischen Religionen. Die Tendenz des 'greening Religion' (Lynn White), der sukzessiven ökologischen Wende der Religionsgemeinschaften, hat sich empirisch nicht materialisiert. Jens Köhrsen konstatiert deshalb den Bedarf nach mehr qualitativ-empirischer Forschung zum Verhältnis von Ökologie und Religion. Im ersten Teil des Seminars werden gemeinsam theoretische Grundlagen anhand von ausgewählten religionssoziologischen Texten (Köhrsen, Luhmann, Knoblauch) erarbeitet, im zweiten Teil werden praxisorientiert Grundlagen der Grounded Theory vermittelt. Daraus werden in einem dritten Teil empirische Fragestellungen entwickelt und ein eigenes qualitativ-empirisches Forschungsprojekt durchgeführt. Die Forschungsprojekte bilden die Grundlage für die Seminarprüfung. Vorkenntnisse in empirischer Forschung sind nicht notwendig, die notwendigen Grundlagen zur Durchführung des Forschungsprojektes werden im Seminar vermittelt.