Mit der Pluralisierung von Lebensformen, die in der Modernisierung grundgelegt ist und im Horizont der Postmoderne programmatisch wird, gewinnt der Begriff der Kontingenz an Bedeutung. Unabhängig davon, welche Herausforderungen moralischer und politischer Art mit der Vervielfältigung der Perspektiven gegeben sein mögen, ist unstrittig, dass die Austauschbarkeit oder gar Verzichtbarkeit der je eigenen Sicht auf die Welt das Lebensgefühl vieler Menschen maßgeblich prägt. Kontingenz ist – theologisch gesprochen – ein „Zeichen der Zeit“. Was aber beinhaltet das Konzept der Kontingenz im Einzelnen? Welche Implikationen werden mit ihm verbunden, in welchen Kontexten wird es gebraucht? Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen setzen wir uns im Seminar mit unterschiedlichen Annäherungen an den Kontingenzbegriff auseinander. Anthropologische Analysen der Kontingenz als conditio humana werden dabei ebenso zu erörtern sein wie sozialphilosophische Entwürfe, welche die Kontingenz gesellschaftliche Ordnungen in ihren unterschiedlichen Folgen herausarbeiten. „Kontingenz“ wird dabei als Quelle existenzieller Angst und als Moment emanzipatorischer Befreiung, als Auslöser für die Suche nach Trost und als Bedingung für den Gewinn von Autonomie in den Blick zu nehmen sein.